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Festschrift zum 30-jährigen Bestehen der Malteser-Johanniter-Johanneshaus gGmbH (PDF)

Johanniter und Malteser - Historie

Der in fünf Teile verzweigte Johanniter-/Malteserorden besteht seit über 900 Jahren. Traditionell hat er eine Doppelaufgabe: Eintreten für den christlichen Glauben und Einsatz für den Nächsten. Dies bringt der alte Wahlspruch „Tuitio fidei et obsequium pauperum“ („Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“) zeitlos zum Ausdruck. Ordenspatron ist Johannes der Täufer, Ordenszeichen ein weißes achtspitziges Kreuz.

Der Orden entstand aus einer Hospitalbruderschaft, die seit der Mitte des 11. Jahrhunderts in Jerusalem Pilger, Arme und Kranke betreute. Im ersten Kreuzzug schlossen sich ihr 1099 christliche Ritter an; dieses Jahr gilt als „Geburtsjahr“ des späteren Johanniter-/Malteserordens. Aus der Bruderschaft entwickelte sich ein bereits 1113 kirchlich anerkannter Orden; er wurde bald als „Hospitaliterorden“ bekannt. Durch die Ausarbeitung einer eigenen Ordensregel, den Ausbau der kirchlichen Rechtsstellung und die Übernahme militärischer Aufgaben wandelte sich die Gemeinschaft bis etwa 1180 zu einem geistlichen Ritterorden. In Europa errichtete der Orden zunächst in den wichtigsten Einschiffungshäfen der Kreuzfahrer Filialhospitäler für Pilger.

Der Orden war die erste multinationale Gemeinschaft der europäischen Geschichte. National gliederte er sich im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit in acht sog. Zungen (oder Ordensnationen: Provence, Auvergne, Frankreich, Italien, Aragon, England, Deutschland und Kastilien). Die Zungen waren in bis zu 25 (Groß-)Priorate, diese wiederum in Balleyen (oder Balleien) und Kommenden (oder Komtureien) unterteilt; eine Balley fasste mehrere Kommenden zusammen. Die bis zu 1 000 Kommenden verwalteten den beträchtlichen, durch Schenkungen und Vermächtnisse erworbenen Besitz. Die Reformation führte zum Verlust von Besitzungen, vorwiegend in England und Skandinavien. An der Ordensspitze stand ein auf Lebenszeit gewählter (Groß-)Meister. Sein engstes Beratungsgremium war der aus den Konventualbaillis (Vorstehern der Zungen) bestehende Ordensrat. Die Konventualbaillis bekleideten zudem die fest mit der jeweiligen Zunge verbundenen hohen Ordensämter (z.B. für das Hospitalwesen, die Marine, das Befestigungswesen und die Finanzen); diese klare Ressortaufteilung war Grundlage einer effizienten Regierung und Verwaltung. Legislative Funktionen erfüllte das bei Bedarf einberufene Generalkapitel. Die Ordensmitglieder waren in drei Klassen - Ritter, Priester, dienende Brüder - eingeteilt; es gab auch weibliche Ordensmitglieder.

Nach dem Ende der christlichen Herrschaft im Heiligen Land (1291) verlegte der Orden seinen Hauptsitz – nach einer Zwischenstation auf Zypern – nach Rhodos (1309-1522; daher in dieser Zeit der Name „Rhodiserorden“) und nach der Vertreibung durch die Osmanen nach Malta (1530-1798). Nunmehr als Malteserorden bekannt, widmete er sich weiterhin der Pflege der Armen und Kranken, führte aber auch auf See Krieg gegen Osmanen und Piraten. Nachdem Napoleon 1798 die Ordensherrschaft auf Malta beendet hatte, nahm der Malteserorden seinen Sitz 1834 endgültig in Rom. Derzeit gehören dem Malteserorden rund 13 500 Mitglieder an.

Der Malteserorden hat eine Doppelnatur als Völkerrechtssubjekt und als Orden der katholischen Kirche. Der Orden erwarb die Völkerrechtsfähigkeit durch seine Territorialherrschaft über Rhodos. Sie bestand auch auf Malta fort. Die Inseln dienten als territoriale Stützen für die übernationalen Ordensaufgaben (humanitäre Tätigkeiten, militärischer Kampf gegen Osmanen und Piraten). Der Orden genoss eine auf diese Zwecke beschränkte Völkerrechtsfähigkeit. Die Ordensmitglieder waren zur Neutralität in bewaffneten Konflikten zwischen Christen verpflichtet. Heute rechtfertigen die ausschließlich humanitären Ziele den Fortbestand der Völkerrechtspersönlichkeit des Malteserordens. Seine Rechtsstellung ist insofern mit der des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz vergleichbar.

Die bereits im 14. Jahrhundert weitgehend eigenständige nordostdeutsche Balley Brandenburg ist seit der Reformation evangelischer Ordensast mit einer autonomen Ritterschaft; sie blieb bis in das 19. Jahrhundert im Gesamtverband des Ordens. Die Balley Brandenburg besteht seit 1852 als selbständiger Johanniterorden (mit heute rund 4 100 Mitgliedern). Aus diesem gingen 1946 die protestantischen Johanniterorden in den Niederlanden (mit rund 550 Mitgliedern) und in Schweden (mit rund 400 Mitgliedern) hervor. 1961 schlossen sich die drei Orden mit dem britischen, anglikanisch geprägten Order of St John (gegründet 1888, rund 21 000 Mitglieder) in der sog. Allianz von Nieder-Weisel zusammen. Diese vier Orden haben 2004 mit dem Malteserorden eine umfassende Kooperation vereinbart.

Wie bereits in Jerusalem, erfüllen die fünf Orden ihre karitativen Aufgaben ohne Ansehen der Religion oder Weltanschauung der Bedürftigen. Die Ordensgliederungen leisten die Hilfe dezentral, koordiniert von ihrer jeweiligen Ordensregierung.

Als erstes gemeinsames Ordenswerk gründeten Johanniter- und Malteserorden 1991 die Malteser-Johanniter-Johanneshaus gGmbH. Die Gesellschaft betreut im Rhein-Sieg-Kreis psychisch erkrankte Menschen. Der Kuratoriumsvorsitz alterniert zwischen den beiden Orden.